Weltladen_Guntersblum

Die Öffnungszeiten unseres Weltladens:

          • Dienstag: 09:00-12:00 Uhr (bitte im Pfarrbüro klingeln)
          • Mittwoch: 08:00-13:00 Uhr (rechts im Eingangsbereich der Kirche)
          • Donnerstag: 15:00-18:00 Uhr (bitte im Pfarrbüro klingeln)
          • Sonntag: vor und nach dem Gottesdienst 
            (rechts im Eingangsbereich der Kirche)

Fairer Handel ist Vertrauenssache

Wie lange es den „Weltladen“ schon gibt, kann keiner mehr sagen
Schlag acht tönt es von der Kirchturmuhr, wenn Edeltraud Schäfer mittwochs um die Ecke kommt. Sie kramt den sorgsam verstauten Schlüssel mit dem blauen Schildchen hervor und schließt die Kirchentür auf. Ihr Part ist es, den „Weltladen“ im Vorraum der Kirche zugänglich zu machen. „Wie üblich haben die Kollegen schon alles bereit gestellt“, sagt sie. Auf dem Tisch, rechts vor den Gesangbüchern, steht ein alter Bauchladen, der gefüllt ist mit Waren aus fairem Handel. Kaffee – mit und ohne Koffein, auch instant – verschiedene Tee- und Schokoladensorten, Knabberzeug und Honige sind dort einsortiert und jeweils mit Preisen versehen. Ihr geübter Blick zeigt ihr, dass alles parat ist. An diesem Tag braucht sie nicht im Pfarrbüro Bescheid zu geben, dass es an Nachschub fehlt, der im Eine-Welt-Laden in Nierstein besorgt wird. Dann kontrolliert sie noch die daneben liegende Börse auf das entsprechende Wechselgeld. Vier Euro in unterschiedlichen Münzen sollten es sein. „Stimmt genau“, stellt sie fest. Damit ist schon alles getan, denn Verkäufer, Kundenberater oder Kassierer gibt es in diesem Laden nicht. Wer etwas braucht, bedient sich selbst und zahlt seinen Einkauf. Vertrauenssache! In der Kirche zu klauen, wäre ja auch schäbig. Und tatsächlich, nur einmal in all den Jahren war das Portemonnaie samt Wechselgeld verschwunden. „Wie lange es dieses Angebot schon gibt in Guntersblum? Ach, schon ewig. Den Laden hat bereits Pfarrer Dieter Michaelis mit seiner Frau Hanneliese ins Leben gerufen, und der ist ja längst zehn Jahre im Ruhestand“, erzählt sie. Sie selbst habe mit der Betreuung des Ladens in ihrer Zeit als Küsterin begonnen. Das Amt hatte sie gemeinsam mit ihrem Mann Heinrich von 1970 bis 2011 inne. Nach dem Tod des Ehemannes hat sie das Amt weitergeführt und sich dann mit Wilfried Bloch, dem neuen Küster, abgewechselt. Jetzt macht sie „die Beschließerin“ ehrenamtlich, aber genau so zuverlässig, versteht sich. In den Hochzeiten des Ladens habe es ein ganzes Team gegeben, erinnert sie sich. Auch habe der Laden im Laufe der Jahre seine Standorte gewechselt, bis er nun im Vorraum der Kirche beheimatet ist. So wechselhaft wie die Örtlichkeit ist auch die Akzeptanz. „Mal dachte man, das Team des Ladens sei die einzige Kundschaft und dann brummte es wieder“, erinnert sich Pfarrer i. R. Michaelis. „In guten Jahren, zu D-Mark-Zeiten, hatten wir 1.000 Mark Gewinn im Jahr, die dann gespendet wurden in die dritte Welt“, fügt er hinzu. Damals habe der Laden auch noch dritte-Welt-Laden geheißen, aber das sage man ja schon längst nicht mehr. Für die guten Umsätze habe in der Vergangenheit Ute Spieß mit ihren Mitstreitern gesorgt, als der Laden mit einem Stand beim jährlichen Handwerkermarkt vertreten war. Wann alles angefangen hat, das kann er auch nicht aus dem stegreif sagen. „Wenn’s einer ganz genau wissen will, muss er das Kirchenarchiv bemühen“, meint er. Das ist vielleicht auch gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass es ihn noch immer gibt in Guntersblum und dass die Preise so fair sind wie der Handel seiner Ware.

Dieser Artikel wurde von Bina Stutz verfasst und erschien in der dritten Ausgabe des Turmgeläuts 2015.