Schon seit dem Mittelalter lebten Juden in Guntersblum, vorwiegend als Kaufleute und Weinhändler. Seit dem 18. Jahrhundert ist eine eigene Synagoge nachweisbar. Im 19. Jahrhundert erlebte die jüdische Gemeinde Guntersblum eine Blütezeit: Etwa 200 der 2000 Einwohner der Gemeinde Guntersblum gehörten ihr an. Die 1868 umgebaute Synagoge steht noch heute in der Viehgasse Ecke Bleichstrasse. Sie wurde am 10. November 1938 ihres Inventars beraubt. Horden von SA Leuten trieben die jüdische Bevölkerung in einem stundenlangen Marsch durch den Ort. Die Thora-Rollen und andere Geräte wurden auf einem großen Haufen vor dem Rathaus verbrannt. Von den 1938 ca. 70 Guntersblumern jüdischen Glaubens gelang den meisten noch die Flucht vor den Nazis. Sichtbarstes Relikt des jüdischen Lebens in Guntersblum ist der Friedhof an der Eimsheimer Strasse mit beeindruckenden Grabsteinen aus dem 18. – 20. Jahrhundert. Seine Geschichte wurde seit 1992 von Pfr. i.R. Dieter Michaelis intensiv erforscht und publiziert. Zur Erinnerung an die ermordeten jüdischen Guntersblumer wurden im Jahr 2011 “Stolpersteine” vor den Häusern verlegt, in denen sie zuletzt wohnten. Es sind 11 Verlegstellen mit insgesamt 23 Stolpersteine, davon 22 für Guntersblumer jüdischen Glaubens, 21 für Guntersblumer Juden welche in KZ’s ermordet wurden. Unsere Kirchengemeinde hat die Patenschaft für zwei dieser Steine übernommen.
Heute lebt wieder eine jüdische Familie in Guntersblum, die sich intensiv in das Leben der Ortsgemeinde einbringt.