Gedanken zum Sonntag 2.Mai 2021 von Pfr. Johannes Hoffmann

Am Sonntag Kantate dreht sich alles um den Gesang. Schon der Name des Sonntages ruft dazu auf. Namensgeber ist der Beginn des 98. Psalms, der im Lateinischen mit den Worten „Cantate Domino canticum novum“ beginnt:  Singt dem Herrn einen neuen Gesang! Der ganze Psalm ist voller Musik, voller Euphorie.

Die Natur klingt und singt und so soll auch der Mensch einstimmen in diesen Lobgesang. Wer kennt das nicht? Da wandert oder radelt man durch Felder und Wiesen, vorbei an summenden Bienen, zwitschernden Vögeln, an rauschenden Bäumen und plätschernden Bächen. Alles singt, klingt und jubiliert und man möchte am liebsten mitsingen.

Draußen und allein ist das erlaubt und jederzeit möglich, aber hier in unserer Kirche ist es still. Vielleicht singt einer der Besucher unserer offenen Kirche einmal, aber der letzte Gottesdienst in diesem Gotteshaus ist genau 5 Wochen her, auch auch dort durften nur Solisten singen.

Was für ein Unterschied gegenüber dem musikalischen Leben unserer Gemeinde in früheren Zeiten, mit Gemeindegesang, Kirchenchor und Konzerten!

Wie viele wissen, lebe ich in einer Familie, in der fast täglich musiziert wird. Singen macht frei und stark im Glauben. Und so fehlt mir der gemeinsame Gesang in der Kirche noch mehr als die Gemeinschaft am Tisch des Herrn im Abendmahl.
Nicht immer scheint die Sonne und aus dem Rauschen des Waldes wird ein brüllender Sturm und der plätschernde Bach zum donnernden Strom. Zum Singen ist mir dann nicht zu Mute. Oder vielleicht doch? „Singt dem Herrn ein neues Lied“
Martin Luther – die „Wittenberger Nachtigall“ – brachte erstmalig die gottesdienstliche Gemeinde zum Singen, die zuvor während der Messe lediglich stiller Beobachter und Zuhörer war. Er dichtete und komponierte die ersten evangelischen Kirchenlieder, ohne die ein heutiger Gottesdienst gar nicht mehr vorzustellen wäre.

Luther schrieb: „Wer singt, der betet doppelt!“ – mit dem Text und der Melodie. Und so ist es mir wichtig, auch auf dem Friedhof zu singen – zur Zeit nur allein, aber hoffentlich bald wieder mit der ganzen Trauergemeinde.

Singen schafft Gemeinschaft – nicht nur im Fußballstadion. Singen macht den Glauben hörbar und eröffnet Wege zu Gott und zum Glauben. Forscher haben herausgefunden, dass nach der Probe des Mozart-Requiems bei den Sängerinnen und Sängern eines Kirchenchores mehr Antikörper im Körper vorhanden waren, also bei denen, die die Musik nur von der CD hörten. Dabei ist es gar nicht wichtig, ob man alles „richtig“ singt oder nicht, und ob man laut in den Jubelruf oder leise in ein Klagelied mit einstimmt. Denn singen kann jeder. Und so können wir Gott begegnen und Gemeinschaft erfahren, ob im Chor, im Gottesdienst am Sonntag oder auch bei der Trauerfeier auf dem Friedhof. „Singt dem Herrn ein neues Lied“ – denn er tut Wunder. Amen.

Abkündigungen:
Der voraussichtlich nächste Gottesdienst unserer Kirchengemeinde ist an Christi Himmelfahrt ein ökumenischer Gottesdienst am Leckbart-Häuschen in der Guntersblumer Gemarkung Richtung Hangen-Wahlheim, Beginn 10.00. Die Predigt hält Gemeindereferent Joachim Josten von der kath. Pfarrgruppe Oppenheim. Bitte melden Sie sich im ev. Gemeindebüro an: Tel. 2366, auch AB, und kirchengemeinde.guntersblum@ekhn.de. Auch eine Mitfahrgelegenheit kann gerne vermittelt werden.

Ob auch schon am Sonntag, 9.5. sowie an den folgenden Sonntagen Gottesdienste unserer Kirchengemeinde gefeiert werden, entscheidet der Kirchenvorstand am 3.5. – bitte informieren Sie sich danach auf unserer Seite guntersblum-evangelisch.de und dem Schaukasten.

Bleiben Sie behütet – Ihr
Johannes Hoffmann